Zeitleiste
Berbau
Mittelalterlicher Tagebau
Nachgewiesener mittelalterlicher Tagebau (Pingenbetrieb) und Verhüttung in Rennöfen auf dem „Willrother Berg“ (südliches Gangvorkommen des „Horhauser Eisenerz-Gangzuges“ im „Wieder Bezirk“ des „Siegerländer Eisenerz-Reviers“). Grafen von Isenburg
Bergbau unter den Grafen von Isenburg (kurtrierische Lehensnehmer) Einführung der kurtrierischen Bergordnung. Eigenlöhnertätigkeit
Eigenlöhnertätigkeit; Erzlieferung u.A. an Gewerken Remy (Rasselstein) und die „Neue Hütte“ (Pleckhausen). Bau der Sayner Hütte
Bau der Sayner Hütte durch Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Trier; Beginn des Erztransportes mit Viehfuhrwerk von den Horhauser Gruben nach Sayn. Kurtrier
Übernahme des gesamten Eisenerzbergbaus auf dem Horhauser Gangzug durch Kurtrier in der „Herrschaft Horhausen-Peterslahr“. Grenzverhandlungen
Grenzverhandlungen und -markierungen im Bereich des Willrother Berges zwischen der Grafschaft Wied und Kurtrier (vor allem wegen des Eisenerzvorkommens). Grube Georg
Fortsetzung des Bergbaus unter Nassau-Weilburg; Namensgebung: Grube Georg Tiefer Georg-Stollen
Ansatz des „Tiefen St. Georgstollens“ in der „Komp“ Preußen
Übernahme des Bergbaus auf dem Horhauser Gangzug durch Preußen. Reglements für das Eisenerzfuhrwesen
Herausgabe des „Reglements für das Eisenerzfuhrwesen von den Horhäuser Gruben zur Sayner Hütte“ durch das Oberbergamt Bonn. Abteufen eines Haspelschachtes
Abteufen eines Haspelschachtes auf den Tiefen St. Georg-Stollen (73 m Teufe). Pulverhäuschen und Ausbau Steinstraße
Errichtung des „Pulverhäuschens“ im Wald beim Tiefen Georgstollen zur sicheren Aufbewahrung des Schwarzpulver-Sprengstoffes (Lieferant: Hammer Pulvermühle); Ausbau der „Steinstraße“ vom Tiefen Georg-Stollen zur Willrother Höhe. F. Krupp
Erwerb der Horhauser Gruben durch die Firma F. Krupp (Essen). 1. Maschinenschacht
1. Maschinenschacht zur Personen- und Lastenförderung; 20 PS-Dampfmaschine Verbund der Gruben „Georg“ und „Girmscheid“
Zukauf des wiedischen Grubenfeldes „Girmscheid“ durch die Firma Krupp und Verbund der Gruben „Georg“ und „Girmscheid“ Bau der „Drahtluftseilbahn“
Bau der „Drahtluftseilbahn“ von Grube Georg zur Grube Louise und Anschluss des Erztransportes mit der „Kruppschen Bahn“ zur Staatsbahn in Seifen. Errichtung Kompressoranlage
Errichtung einer Kompressoranlage zum Maschinenbohren Einführung Karbidgeleucht
Einführung des Karbidgeleuchtes an Stelle des „Siegerländer Frosches“ Elektrifizierung
Elektrifizierung der Grube Georg Verkauf der Grube Georg
Verkauf der Grube Georg an die „Sieg-Lahn-Bergbaugesellschaft mbH" Modernisierungs
Modernisierungs- und Vorrichtungsarbeiten: Aufschlussarbeiten, neue Tagesanlagen, Einführung der elektrischen Förderung Stilllegung der Seilbahn
Stilllegung der Seilbahn; Erztransport mit LKW zum Bahnhof Oberlahr Versuch der Sprengung
Versuch der Sprengung des Förderturms beim Rückzug des dt. Militärs; Absaufen der Grube Wiederherrichtung
Wiederherrichtung des Förderturms und der Stromversorgung der Grube und Wiederaufnahme des Pumpbetriebes. Wiederbeginn
Wiederbeginn des Erzabbaus und der Förderung; Erztransport zum Bahnhof Dierdorf mit LKW. Untersuchungsarbeiten
Untersuchungsarbeiten zum Aufschluss neuer Erzmittel durch die „Siegerländer Erzbergbau AG“. Errichtung des 2. Förderturmes
Abteufen von Schacht II; Errichten des 2. Förderturmes (56 m Höhe) mit Mitteln des „Marshall-Planes“; Bau neuer Hochleistungsröstöfen und einer elektromagnetischen Röstgut-Aufbereitungsanlage. Letzte Schicht
Letzte Schicht auf Grube Georg; Stilllegung (bedingt durch mangelnde Konkurrenzfähigkeit auf dem Eisenerz-Weltmarkt) Renovierung
Renovierung des Förderturms von Schacht II (seit 1988 Industriedenkmal). Führungen und Museum
Die BIW ermöglicht die Begehung des Förderturmes der Grube Georg und macht ihn so für die breite Öffentlichkeit zugänglich. Im Laufe der Jahre baute sich durch Exponate, teils als Leihgabe, teils als Geschenke von ehemaligen Bergleuten oder deren Familienangehörigen, ein kleines Museum in der "Weißen Aufbereitung" auf.
Es ist die Brüchigkeit der Devonschichten, die vor 350 bis 400 Millionen Jahren unsere Landschaft gestalteten, zu verdanken, dass das Eisenerz tief aus dem Erdinneren an vielen Stellen zutage treten konnte. Entstanden ist es durch untermeerische, metallhaltige heiße Lösungen. Wo dies in unerer Heimat geschah, reihten sich auf dem von den Geologen so benannten "Horhausener Gangzug" die Eisenerzgruben Silberwiese, Harzberg, Lammerichskaule, Nöchelchen, Friedrich-Wilhelm, Georg und Girmscheid auf.
Wann mit dem Schürfen nach Eisenerz in der Gemarkung Willroth begonnen wurde, lässt sich nicht datieren. Schürflöcher und Pingenzüge in unseren Wäldern lassen auf eine alte Bergbautradition schließen.
Als Filialort gehörte das Bergmannsdorf Willroth zur alten Trierer Pfarrei Horhausen. Schon im 13. Jahrhundert übten die Bischöfe von Trier ihre landeshoheitlichen Rechte hier aus. Von 1338 an wurden die Isenburger Grafen mit dem Horhauser Gebiet belehnt.
Das in dieser Zeit nur im Tagebau geschürfte Eisenerz wurde in kleinen Verhüttungsanlagen der Umgebung verwertet.
Nach dem Aussterben der Isenburger 1664 erhoben zunächst die Grafen von Wied Erbansprüche auf den im Boden ruhenden Erzreichtum. Erst 1771 gelang es Trier, durch Kauf seine alten Bergrechte wiederzuerlangen. Seitdem wurde mit größerer Intensität nach trierischem Bergrecht von Eigenlöhnern Abbau im Pingenbetrieb vorgenommen.
Alles gewonne Erz wurde fortan auf der 1669 in Bendorf-Sayn im Auftrag des Trierer Bischofs errichteten Concordia-Hütte verwertet. Abnehmer waren vorher die "Alte Hütte" in Borscheid, die "Honnerfelder Hütte", die "Quinter Hütte" und der "Rasselstein".
Durch den notwendigen Erztransport entstand das Gewerbe des Eisenerz-Fuhrmannes.
Wie begehrt das Erzreichtum war, zeigt eine genaue Grenzregulierung aus dem Jahre 1788 zwischen dem Kurfürstentum von Trier im Bereich der Gemarkung von Gierend und Willroth.
Der von Napoleon herbeigeführte Reichsdeputationshauptschluß ließ unser Gebiet 1803 an die Grafen von Nassau-Weilburg kommen. Sie beabsichtigten einen intensiven Abbau und veranlaßten ab 1811 den Vortrieb des "Tiefen Georgstollens" von der "Komp" aus.
Nur wenige Jahre später wurde, nachdem 1815 der König von Preußen oberster Bergherr in unserer Heimat geworden war, mit dem Abteufen eines Schachtes auf dem Willrother Berg begonnen, da unterdessen der Reichtum der Erzlagerstätte erkannt worden war. Erstmals konnte 1834 der Haspelbetrieb aus diesem Schacht gefördert werden, der in 73m Teufe auf den Georgstollen stieß.
Zwei Jahre später wurde das Zechenhaus in der Komp errichtet.
1838 erhielt die "Grube Georg", wie nun die gesamte Anlage genannt wurde, unweit des Georg-Stollenmundes eine Grubenschmiede und kurz darauf in gebührendem Sicherheitsabstand ein eigenes "Pulverhäuschen", in dem Sprengstoff aus den Hammer Pulvermühlen gelagert wurde.
1865 kaufte Alfred Krupp die Horhausener Eisenerzgruben zusammen mit der Sayner Hütte für 1/2 Million Thaler. Nun erst begann die eigentliche technische Entwicklung im Willrother Bergbau:
Die Pingenausbeute wurde völlig eingestellt. Eine 20 PS Fördermaschine mit Dampfkesselbetrieb erleichterte ab 1869 die menschliche Arbeitskraft bei der Förderung und der Wasserhaltung.
Ein Jahr zuvor war mit dem Abteufen des Wetterschachtes begonnen worden. Ab 1894 konnte Krupp die Förderzahlen in Willroth durch den Zukauf der Zeche Girmscheid, die schon einige Jahre zuvor mit Georg im Verbund gestanden hatte, erheblich steigern. 1895 ließ Krupp den ersten eisernen Förderturm auf dem Willrother Berg errichten.
Von 1899 an verloren die Eisenerz-Fuhrleute ihren traditionellen Broterwerb. Krupp hatte von der Grube Georg aus eine Drahtseilbahn bis zur Grube Louise errichten lassen.
Von dort aus wurde das Röstgut beider Gruben auf einer Schmalspurbahn zum Bahnhof Seifen weitertransportiert, ab 1912 nach dem Bau der Bahnlinie Linz - Seifen zum Bahnhof Oberlahr.
1906 erhielt Georg eine erste Kompressoranlage, die den mühsamen Umgang mit dem Handbohrmeißel überflüssig werden ließ. Mit der Elektrifizierung (1925) von Willroth trieb eine Elektromotor die Fördermaschine an, auch erhielt die Grube ihre erste elektromagnetische Aufbereitung.
1926 verkaufte Krupp die Grube Georg an die "Sieg-Lahn-Bergbaugesellschaft mbH". Sie nahm 1927 und 1928 umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen vor, so z.B. die Errichtung des 38m hohen Förderturmes (Schacht I).
Mit der Stilllegung der Grube Friedrich-Wilhelm um die Jahrhundertwende und der Grube Louise im März 1930 war Georg nun zur Haupterwerbsquelle der Bevölkerung im hiesigen Raum geworden.
Vor dem zweiten Weltkrieg und während der Kriegsjahre kam der Grube aus kriegtechnischen Gründen eine große Bedeutung zu. Am 24. März 1945 versuchten deutsche Pioniere, den Förderturm zu sprengen. Schon im Herbst des gleichen Jahres konnte er durch die Eigeninitiative Einheimischer wieder aufgerichtet werden.
Nach weitern umfangreichen Vorarbeiten nahm man im Herbst 1946 die Förderung wieder auf. Die Zerstörung der Bahnlinie Linz - Seifen machte es nötig, das Röstgut mit Lastkraftwagen zum Bahnhof Dierdorf zu transportieren, wie dies zuvor schon von 1932 an zum Bahnhof Oberlahr geschehen war.
Vielversprechende Untersuchungen führten dazu, daß 1953 die "Siegerländer Erzbergbau AG" den Ausbau der Schachtanlagen vornahm, der 1954 mit einem neuen Förderschacht (Schacht II), einer neuen Aufbereitung, einer modernen Anlage von Hochleistungsröstöfen und einer elektromagnetischen Röstaufbereitung endete. 1964 wurden die höchsten Förderzahlen bei einer Belegschaft von 370 Mann mit 740 Tagestonnen bei einer Endteufe von 850m erreicht.
Die Konkurrenz auf dem Weltmarkt, nicht der Mangel an Erz, führten zu der Entscheidung, die Grube Georg am 30. März 1965 als letzte der Siegerländer Eisenerzgruben stillzulegen und so der langen Willrother Bergbautradition ein Ende zu setzen.
Von dieser Tradition zeugt heute noch das weithin sichtbare 56 Meter hohe Wahrzeichen des Förderturmes des Schachtes II. Der seit 1988 als Industriedenkmal eingetragene Förderturm wurde in den Jahren 1994/95 komplett saniert und ist nun an jedem dritten Samstag im Monat zur Besichtigung freigegeben.