Bergbau

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Es ist die Brüchigkeit der Devonschichten, die vor 350 bis 400 Millionen Jahren unsere Landschaft gestalteten, zu verdanken, dass das Eisenerz tief aus dem Erdinneren an vielen Stellen zutage treten konnte. Entstanden ist es durch untermeerische, metallhaltige heiße Lösungen. Wo dies in unerer Heimat geschah, reihten sich auf dem von den Geologen so benannten "Horhausener Gangzug" die Eisenerzgruben Silberwiese, Harzberg, Lammerichskaule, Nöchelchen, Friedrich-Wilhelm, Georg und Girmscheid auf.

Wann mit dem Schürfen nach Eisenerz in der Gemarkung Willroth begonnen wurde, lässt sich nicht datieren. Schürflöcher und Pingenzüge in unseren Wäldern lassen auf eine alte Bergbautradition schließen.

Als Filialort gehörte das Bergmannsdorf Willroth zur alten Trierer Pfarrei Horhausen. Schon im 13. Jahrhundert übten die Bischöfe von Trier ihre landeshoheitlichen Rechte hier aus. Von 1338 an wurden die Isenburger Grafen mit dem Horhauser Gebiet belehnt.
Das in dieser Zeit nur im Tagebau geschürfte Eisenerz wurde in kleinen Verhüttungsanlagen der Umgebung verwertet.

Nach dem Aussterben der Isenburger 1664 erhoben zunächst die Grafen von Wied Erbansprüche auf den im Boden ruhenden Erzreichtum. Erst 1771 gelang es Trier, durch Kauf seine alten Bergrechte wiederzuerlangen. Seitdem wurde mit größerer Intensität nach trierischem Bergrecht von Eigenlöhnern Abbau im Pingenbetrieb vorgenommen.

Alles gewonne Erz wurde fortan auf der 1669 in Bendorf-Sayn im Auftrag des Trierer Bischofs errichteten Concordia-Hütte verwertet. Abnehmer waren vorher die "Alte Hütte" in Borscheid, die "Honnerfelder Hütte", die "Quinter Hütte" und der "Rasselstein".
Durch den notwendigen Erztransport entstand das Gewerbe des Eisenerz-Fuhrmannes.

Wie begehrt das Erzreichtum war, zeigt eine genaue Grenzregulierung aus dem Jahre 1788 zwischen dem Kurfürstentum von Trier im Bereich der Gemarkung von Gierend und Willroth.

Der von Napoleon herbeigeführte Reichsdeputationshauptschluß ließ unser Gebiet 1803 an die Grafen von Nassau-Weilburg kommen. Sie beabsichtigten einen intensiven Abbau und veranlaßten ab 1811 den Vortrieb des "Tiefen Georgstollens" von der "Komp" aus.
Nur wenige Jahre später wurde, nachdem 1815 der König von Preußen oberster Bergherr in unserer Heimat geworden war, mit dem Abteufen eines Schachtes auf dem Willrother Berg begonnen, da unterdessen der Reichtum der Erzlagerstätte erkannt worden war. Erstmals konnte 1834 der Haspelbetrieb aus diesem Schacht gefördert werden, der in 73m Teufe auf den Georgstollen stieß.
Zwei Jahre später wurde das Zechenhaus in der Komp errichtet.
1838 erhielt die "Grube Georg", wie nun die gesamte Anlage genannt wurde, unweit des Georg-Stollenmundes eine Grubenschmiede und kurz darauf in gebührendem Sicherheitsabstand ein eigenes "Pulverhäuschen", in dem Sprengstoff aus den Hammer Pulvermühlen gelagert wurde.

1865 kaufte Alfred Krupp die Horhausener Eisenerzgruben zusammen mit der Sayner Hütte für 1/2 Million Thaler. Nun erst begann die eigentliche technische Entwicklung im Willrother Bergbau:

Die Pingenausbeute wurde völlig eingestellt. Eine 20 PS Fördermaschine mit Dampfkesselbetrieb erleichterte ab 1869 die menschliche Arbeitskraft bei der Förderung und der Wasserhaltung.
Ein Jahr zuvor war mit dem Abteufen des Wetterschachtes begonnen worden. Ab 1894 konnte Krupp die Förderzahlen in Willroth durch den Zukauf der Zeche Girmscheid, die schon einige Jahre zuvor mit Georg im Verbund gestanden hatte, erheblich steigern. 1895 ließ Krupp den ersten eisernen Förderturm auf dem Willrother Berg errichten.
Von 1899 an verloren die Eisenerz-Fuhrleute ihren traditionellen Broterwerb. Krupp hatte von der Grube Georg aus eine Drahtseilbahn bis zur Grube Louise errichten lassen.
Von dort aus wurde das Röstgut beider Gruben auf einer Schmalspurbahn zum Bahnhof Seifen weitertransportiert, ab 1912 nach dem Bau der Bahnlinie Linz - Seifen zum Bahnhof Oberlahr.

1906 erhielt Georg eine erste Kompressoranlage, die den mühsamen Umgang mit dem Handbohrmeißel überflüssig werden ließ. Mit der Elektrifizierung (1925) von Willroth trieb eine Elektromotor die Fördermaschine an, auch erhielt die Grube ihre erste elektromagnetische Aufbereitung.
1926 verkaufte Krupp die Grube Georg an die "Sieg-Lahn-Bergbaugesellschaft mbH". Sie nahm 1927 und 1928 umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen vor, so z.B. die Errichtung des 38m hohen Förderturmes (Schacht I).

Mit der Stilllegung der Grube Friedrich-Wilhelm um die Jahrhundertwende und der Grube Louise im März 1930 war Georg nun zur Haupterwerbsquelle der Bevölkerung im hiesigen Raum geworden.

Vor dem zweiten Weltkrieg und während der Kriegsjahre kam der Grube aus kriegtechnischen Gründen eine große Bedeutung zu. Am 24. März 1945 versuchten deutsche Pioniere, den Förderturm zu sprengen. Schon im Herbst des gleichen Jahres konnte er durch die Eigeninitiative Einheimischer wieder aufgerichtet werden.
Nach weitern umfangreichen Vorarbeiten nahm man im Herbst 1946 die Förderung wieder auf. Die Zerstörung der Bahnlinie Linz - Seifen machte es nötig, das Röstgut mit Lastkraftwagen zum Bahnhof Dierdorf zu transportieren, wie dies zuvor schon von 1932 an zum Bahnhof Oberlahr geschehen war.

Vielversprechende Untersuchungen führten dazu, daß 1953 die "Siegerländer Erzbergbau AG" den Ausbau der Schachtanlagen vornahm, der 1954 mit einem neuen Förderschacht (Schacht II), einer neuen Aufbereitung, einer modernen Anlage von Hochleistungsröstöfen und einer elektromagnetischen Röstaufbereitung endete. 1964 wurden die höchsten Förderzahlen bei einer Belegschaft von 370 Mann mit 740 Tagestonnen bei einer Endteufe von 850m erreicht.

Die Konkurrenz auf dem Weltmarkt, nicht der Mangel an Erz, führten zu der Entscheidung, die Grube Georg am 30. März 1965 als letzte der Siegerländer Eisenerzgruben stillzulegen und so der langen Willrother Bergbautradition ein Ende zu setzen.

Von dieser Tradition zeugt heute noch das weithin sichtbare 56 Meter hohe Wahrzeichen des Förderturmes des Schachtes II. Der seit 1988 als Industriedenkmal eingetragene Förderturm wurde in den Jahren 1994/95 komplett saniert und ist nun an jedem dritten Samstag im Monat zur Besichtigung freigegeben.

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